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Rainer Pollmann

Was wird für ein Risikomanagement benötigt?

Risikomanagement ist in der heutigen VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) essentiell. Der Ukrainekrieg, politische Spannungen zwischen Großmächten wie China und den USA sowie die Unvorhersehbarkeit von Wahlen (z.B. Donald Trump) erhöhen globale Unsicherheiten. Zusätzlich bedrohen Cyberkriminalität und fragile Lieferketten die Wertschöpfung von Unternehmen, was die ein effektives Risikomanagements notwendig macht, um Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen zu sichern. Was wird dafür benötigt?

Ein umfassendes Risikomanagement besteht aus einer Reihe von Prozessen, Techniken und Strategien, die darauf abzielen, Risiken zu identifizieren, zu bewerten, zu steuern und zu überwachen, um die Erreichung von Zielen zu unterstützen und potenzielle negative Auswirkungen auf das Unternehmen zu minimieren. Es sollte ein integraler Bestandteil eines jeden Unternehmens sein, unabhängig von Größe oder Branche. Ich werde im Folgenden verschiedene Aspekte des Risikomanagements sowie bewährte Verfahren und Strategien zur erfolgreichen Umsetzung ansprechen.

Risikomanagement

Risiken sind unvermeidbarer Bestandteil jeder Geschäftstätigkeit. Sie können aus verschiedenen Quellen stammen, darunter

  • finanzielle,
  • operationelle,
  • rechtliche,
  • technologische,
  • geopolitische und
  • umweltbezogene Faktoren.

Ein effektives Risikomanagement ermöglicht es Unternehmen, Risiken zu antizipieren, zu bewerten und angemessen darauf zu reagieren, um potenzielle Schäden zu minimieren und Chancen zu nutzen. Auf der einen Seite gibt es strategische Risiken und natürlich operative, die gleichermaßen zu einer Existenzbedrohung für Unternehmen werden können. Daher müsse regelmäßig identifiziert, überwacht und ihr in ihrer Auswirkung berechnet werden. Die Entwicklung von „Notfallplänen“ gehört ebenfalls dazu. E

in Beispiel für ein geopolitisches Risiko könnte z.B. ein Überfall Chinas auf Taiwan sein. Der würde die Versorgung der Welt mit Halbleitern abrupt unterbrechen. Der daraus wahrscheinlich resultierende Krieg zwischen China und einer von den USA geführten Koalition von pazifischen Anrainer-Staaten führt zu einer Unterbrechung der Lieferketten (z.B. Pharmazeutische Grundstoffe!). Die wahrscheinlichen Sanktionen gegen China führen zu einem Wegfall Chinas als Markt. Hier wird mit einem Umsatzeinbruch -50% gegenüber der Planung gerechnet.

So gehen Sie in einem Risikomanagement vor

1. Risiken identifizieren

Die Identifizierung von Risiken ist der erste Schritt im Risikomanagementprozess. Dies beinhaltet die systematische Erfassung und Analyse potenzieller Risiken, die das Unternehmen in seinem Wertschöpfungsprozess und seiner Existenz beeinträchtigen könnten. Risikoquellen können intern oder extern sein und sich auf verschiedene Bereiche wie Finanzen, Operationen, Compliance, Reputation und strategische Entscheidungen erstrecken.

Folgende Methoden der Risikoidentifizierung werden in der Praxis angewendet (Gleisner, 2022, S.128)

  • Analyse der Strategie und der strategischen Planung
  • Risikoworkshops
  • Annahmeanalysen bei Controlling, operativer Planung und Budgetierung
  • Risiko-Checklisten
  • Experten- und Mitarbeiterbefragungen (Delphi-Methode)
  • Was-wäre-wenn-Analysen
  • Statistische Datenanalyse (Korrelations- und Zeitreihenanalyse, Trendanalysen, Regressionsanalysen)
  • KI (z.B. mit ChatGPT4, siehe Untersuchung)
  • Benchmarking-Analyse

Dies geschieht am besten in Workshops, wo vor allem Zukunftsbilder entwickelt werden. Diese Risiken können in Szenarien beschrieben und quantifiziert werden.

2. Risikobewertung

Nach der Identifizierung von Risiken sollten diese bewertet werden, um ihre potenziellen Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeiten zu bestimmen. Hierbei werden quantitative und qualitative Bewertungsmethoden angewendet, um ein umfassendes Verständnis für die Risikolandschaft des Unternehmens zu gewinnen. Dies ermöglicht es, Prioritäten zu setzen und Ressourcen effektiv zu allokieren.

Hier sind Stresstests in der Planung hilfreich. So könnte man aktuell (März 2024) die Auswirkungen folgender Szenarien auf den Unternehmenserfolg simulieren:

  1. Die globalen kriegerischen Auseinandersetzungen (Ukraine, Naher Osten/Iran/Jemen) führen zu einer Erhöhung der Beschaffungspreise von +15% gegenüber der ursprünglichen Planung.
  2. Unbekannte sabotieren die Energieversorgung des Unternehmens (während ich das schreibe, verursacht ein Anschlage auf die Stromversorgung von Tesla/Grünheide mehrere 100 Mio. € Schaden). Dadurch fällt die Produktion für mehrere Wochen aus.
  3. Die EZB erhöht den Leitzins um 50% zur Inflationsbekämpfung. Dadurch steigen Fremdkapitalzinsen ebenfalls um 50%.
  4. Ein Cyberangriff schaltet die IT-Systeme des Unternehmens aus. Das Lösegeld zur Aufhebung der Blockade beträgt 100 Mio. €.

Wahrscheinlich genügt es schon, wenn man einfach nur mal die Auswirkungen dieser Szenarien durchrechnet, um die Nachhaltigkeit von Liquidität und anderen Erfolgsfaktoren beurteilen und Maßnahmen dagegen entwickeln zu können. Man kann zusätzlich die Risiken noch weiter mit einer Monte Carlo-Simulation quantifizieren.

3. Risikosteuerung

Sobald die Risiken bewertet wurden, ist es wichtig, angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um diese Risiken zu steuern und zu minimieren. Dies kann die Implementierung von Kontrollen, die Übertragung von Risiken durch Versicherungen oder Verträge, die Vermeidung bestimmter Tätigkeiten oder die Annahme von Risiken beinhalten, wenn die potenziellen Vorteile die Kosten überwiegen.

4. Risikoüberwachung und -reaktion

Risikomanagement ist ein fortlaufender Prozess, der eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung erfordert. Unternehmen müssen Mechanismen etablieren, um Änderungen in der Risikolandschaft zu identifizieren und angemessen darauf zu reagieren. Dies kann die regelmäßige Überprüfung von Risikoindikatoren, das Aktualisieren von Risikobewertungen und die Anpassung von Steuerungsmaßnahmen umfassen.

Best Practices für Risikomanagement

1. Einbindung des Top-Managements

Ein erfolgreiches Risikomanagement erfordert die aktive Beteiligung und Unterstützung des Top-Managements. Die Führungskräfte müssen die Bedeutung von Risikomanagement verstehen und eine Risikokultur fördern, die eine offene Kommunikation und Verantwortlichkeit in Bezug auf Risiken fördert.

2. Risikobewusstsein schaffen

Mitarbeiter auf allen Ebenen des Unternehmens sollten für Risiken sensibilisiert sein und in der Lage sein, potenzielle Risiken zu erkennen und zu melden. Schulungen und Schulungsprogramme können dazu beitragen, das Risikobewusstsein zu stärken und eine proaktive Risikokultur zu fördern.

3. Integration von Risikomanagement in Unternehmensprozesse

Risikomanagement sollte integraler Bestandteil der Unternehmensführung und Entscheidungsfindung sein. Es sollte in Geschäftsprozesse, strategische Planung, Projektmanagement und Leistungsbeurteilung eingebettet werden, um sicherzustellen, dass Risiken angemessen berücksichtigt werden.

4. Kontinuierliche Verbesserung

Risikomanagement ist ein iterativer Prozess, der kontinuierliche Verbesserung erfordert. Unternehmen sollten regelmäßig ihre Risikomanagementpraktiken überprüfen, um Schwachstellen zu identifizieren und anzugehen sowie bewährte Verfahren und Erkenntnisse aus vergangenen Erfahrungen zu integrieren.

Fazit

Ein effektives Risikomanagement ist entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen und Herausforderungen. Durch die systematische Identifizierung, Bewertung, Steuerung und Überwachung von Risiken können Unternehmen besser auf potenzielle Bedrohungen reagieren und Chancen nutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Durch die Einbindung des Top-Managements, die Förderung eines Risikobewusstseins in der gesamten Organisation, die Integration von Risikomanagement in Unternehmensprozesse, die Nutzung von Technologie und die kontinuierliche Verbesserung können Unternehmen ein robustes Risikomanagement etablieren, das sie dabei unterstützt, langfristigen Mehrwert zu schaffen und ihre Stakeholder zu schützen.

Literatur

Gleißner, Werner (2022): Grundlagen des Risikomanagements, Vahlen

Gleißner, Werner/ Günther Thomas/Fuhrmann, Deborah/Walkshäusel, Christian (2024): Finanzielle Nachhaltigkeit, in : Controlling -Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmensführung 1/2024

Mahlendorf, Matthias (2024): Was kann ChatGPT4 im Bereich Finance & Controlling und was (noch) nicht?, Haufe, letzter Aufruf 09.03.2024

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