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Rainer Pollmann

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Warum ist der Free Cash Flow wichtig?

Angeregt durch einen Post in LinkedIn und angesichts der wirtschaftlichen Situation, habe ich mir ein paar Gedanken zu diesem wichtigen Instrument gemacht. Denn in erster Linie bin ich ja Controller und weniger ein Excel-/PowerBI-Enthusiast. 😉

Der Free Cash Flow (FCF) drückt im Wesentlichen aus, wie viel Geld ein Unternehmen nach Abzug aller Betriebsausgaben, Investitionen in das Anlagevermögen und Steuern generiert hat. Er ist eine wichtige Kennzahl für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens und wird oft als Maßstab für seine Fähigkeit verwendet, Dividenden zu zahlen, Verbindlichkeiten zu tilgen , Investitionen zu tätigen oder für andere finanzielle Verpflichtungen aufzukommen. Ein hoher Free Cash Flow deutet darauf hin, dass ein Unternehmen finanziell gesund ist und finanziellen Spielraum hat. Ein negativer Free Cash Flow kann hingegen auf finanzielle Probleme oder eine Phase des Wachstums hinweisen, in der das Unternehmen viel investiert.

Was genau ist ein Free Cash Flow?

In meiner Diplomarbeit musste ich eine Fallstudie zur Unternehmensbewertung erstellen. Das war übrigens auch der Startpunkt der Däumler-Binz AG, dem Fahrräder produzierenden, virtuellen Unternehmen, das einige von Ihnen in meinen Seminaren kennen gelernt haben. Damit werden bekanntlich die Prozesse eines produzierenden Unternehmens in den Seminarbeispielen abgebildet. Aber seit dieser Diplomarbeit fasziniert mich der Free Cash Flow und was man damit in der Unternehmenssteuerung alles anstellen kann. Beispielsweise Unternehmensstrategien bewerten 😉

Wer sich nicht mehr so genau erinnert, hier eine Übersicht:

Der Free Cash Flow kann auf verschiedene Arten berechnet werden, aber im Allgemeinen wird er aus dem operativen Cashflow abzüglich der Kapitalausgaben (für Investitionen in das Anlagevermögen) und gegebenenfalls anderer nicht betrieblicher Ausgaben oder Einnahmen berechnet.

Cash Flow Statement der Däumler Binz AG nach SFAS 95

Verwendet man den Free Cash-Flow im Rahmen des Shareholder Values, so sind die beim Jahresüberschuss abgezogenen Fremdzinsen wieder dazuzuzählen. Grund dafür ist, dass die Reihe der künftigen Cash-Flows auf den Gegenwartszeitpunkt diskontiert wird mit einem Kalkulationszinsfuß, der sowohl die Fremd- wie die Eigenverzinsung enthält (WACC = weighted average cost of capital). Vgl. dazu auch IAS Nr. 7 Cash Flow Statement; ferner www.drsc.de Kapitalflussrechnung (Deutsches Rechnungslegungs-Standards Committee) im Internet (siehe ControllingWiki des ICV).

Der Begriff „Free Cash Flow“ ist höchst irreführend. Der Begriff entstand aus der Situation, dass FCF Rest-Cashflows sind (frei verfügbare), die für Dividenden der Stakeholder (Aktionäre) zur Verfügung stehen.

Treiber des Operativen Cash Flows
Treiber des Cash Flows from investing and financing activities



Kann der FCF manipuliert werden? 

Der FCF kann natürlich besser oder schlechter ausgewiesen werden:

  • Bspw. durch geringere oder keine Investitionen in das Anlagevermögen.
  • Bspw. durch Veränderungen bei den Rückstellungen (z.B. konsequenter Abbau von Urlaub oder Überstunden)
Positiver FCF durch Verzicht auf Investitionen und Reduktion von Rückstellungen

Bedeutung und Verwendung:

Der Free Cash Flow (FCF) ist aus verschiedenen Gründen ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenssteuerung

  1. Der FCF zeigt die Fähigkeit eines Unternehmens, Liquidität zu generieren.
  2. Da der FCF die Liquidität darstellt, die ein Unternehmen nach Abzug aller Ausgaben generiert, bietet er eine klare Sicht auf die tatsächliche finanzielle und die operative Leistungsfähigkeit.
  3. Investitions- und Finanzierungsentscheidungen: Der FCF gibt Aufschluss darüber, wie viel Geld für Investitionen in Wachstumsprojekte, Schuldentilgung oder zur Ausschüttung an Eigentümer zur Verfügung steht. Eine positiver FCF zeigt, dass das Unternehmen seine Investitionen und Schulden aus eigener Kraft finanzieren kann.
  4. Risikobewertung: Ein stetiger oder wachsender FCF weist auf ein finanziell gesundes Unternehmen hin. Schwankungen oder ein kontinuierlicher Rückgang des FCF können dagegen auf finanzielle Probleme oder ein erhöhtes Risiko für Investoren und Kreditgeber hinweisen.
  5. Unternehmensbewertung: Der FCF ist ein zentraler Bestandteil bei der Berechnung des Unternehmenswertes, z.B. für die Discounted-Cash-Flow-Analysen (DCF). Diese Methode projiziert den zukünftigen FCF und diskontiert ihn auf den heutigen Wert, um den fairen Wert eines Unternehmens zu bestimmen.
  6. Strategische Planung: Die Analyse des FCF hilft bei der strategischen Planung und Budgetierung. Unternehmen können anhand des FCF entscheiden, wo Investitionen getätigt, Kosten gesenkt oder Geschäftsbereiche erweitert werden sollten. Außerdem werden im Rahmend es Shareholder Value Ansatzes Strategien mit dem damit generierten FCF bewertet.

Insgesamt ist der Free Cash Flow ein wichtiger Indikator für strategische Entscheidungen.

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