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Rainer Pollmann

Rainer Pollmann

Reporting (1): Welcher Diagramm-Typ?

Die Frage nach dem richtigen Diagrammtyp zur Visualisierung ist nicht einfach.  Wann ist ein Diagrammtyp geeignet? Woran kann man sich orientieren?

  • Spielt die Zeit für die Darstellung der Information, für die Vermitt­lung der Botschaft eine wichtige Rolle?
  • Möchten Sie (Markt‑)Anteile, Kontraste zwischen Soll- und Ist-Werten, Beziehungen zwischen Daten und/oder kumulierte Da­ten darstellen?
  • Ist die Veränderung der Daten über einen bestimmten Zeitraum hinweg wichtig für die Darstellung oder ist lediglich ein Vergleich der Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt bedeutsam?
  • Wie viele Aussage, Botschaft, Handlungsempfehlung, Thema ist in den Zahlen enthalten? Faustregel: Pro Aussage, Handlungsempfehlung, Botschaft, Thema ein Diagramm! Sonst werden Aussagen vermischt und überdecken sich gegenseitig!

Welcher Diagrammtyp?

Wie viele Diagrammtypen bietet Ihnen Ihr Excel? Unzäh­li­ge, sagen Sie? Wirklich? Schauen Sie noch einmal genau hin. Tat­sächlich haben Sie es mit zahllosen Varianten der vier Basisdiagrammtypen zu tun, und zwar mit

  • Linien Diagramm
  • Säulen Diagramm
  • Balkendiagramm
  • Kreis Diagramm

Ein Liniendiagramm ist die Verbindung der auf den beiden Achsen abgetragenen Punkte durch eine Linie. Gerne werden für das Reporting so Monatswerte dargestellt. Dabei werden Endwerte, Durchschnittswerte o.a. verwendet. Im Sinne der Mathematik handelt es sich dabei um diskrete Werte. Ein so erzeugtes Linien Diagramm stellt im Grund genommen eine Manipulation dar. Um bei den Monatswerten zu bleiben: Erst wenn für jeden Tag des Monats ein Wert vorläge, wäre die Verbindung der Einzelpunkte durch eine Linie zulässig, dann läge Stetigkeit vor.

Wird die Fläche zwischen der Linie und der x-Achse ausgefüllt, erhält man ein Flächendiagramm. Deshalb ist das Liniendiagramm für unser Un­terbewusstsein die Oberkante einer (nicht vorhandenen) Flä­che. Durch Linien-Diagramme lassen sich am besten (Zeit‑)Verläufe darstellen, da die Werte von links nach rechts angeordnet sind, im westlichen Kulturkreis die Hauptleserichtung. Diese Anordnung wir von uns als Entwicklung wahrgenommen.

Ein Säulendiagramm entsteht durch das „Auffüllen“ der Fläche un­ter einem Datenpunkt hin zur x-Achse mit einer stehenden rechteckigen Fläche. Es wirkt deshalb wie eine Fäche. Je nach Helligkeit der verwendeten Farbe und je nach Breite der Säule wirkt das Diagramm leichter (helle Farbe, schmale Säule) oder mas­siger (dunkle Farbe, breite Säule). Durch Säulen Diagramme lassen sich am gut das Entwicklungen darstellen, da die Werte von links nach rechts angeordnet sind, im westlichen Kulturkreis die Hauptleserichtung. Diese Anordnung wird von uns als Entwicklung wahrgenommen.

Ein Balkendiagramm ist „lediglich“ ein um 90 ° gedrehtes Säulendiagramm. Allerdings sind hier die x- und die y-Achse vertauscht. Die „Säulen“ sind von links nach rechts angeordnet und werden daher als Balken bezeichnet. Die „Säulen“ schei­nen also zu liegen. Wenn die Balken der Größe nach absteigend angeordnet sind, ist dieser Diagrammtyp hervorragend geeignet, um das Thema Größenvergleich zu visualisieren.

Mit Kreis Diagrammen können Sie Größenverhältnisse von Anteilen darstellen. Wird der Kreis als dreidimensionale Scheibe gezeichnet, spricht man auch von einem Tortendiagramm. Ideal ist der Kreis in der zweidi­men­sio­na­len Darstellung, denn in diesem Fall ist jeder Punkt des Randes gleich weit vom Mit­tel­punkt entfernt. Kreis Diagramme wirken un­se­rer Meinung nach aber ziemlich langweilig. Entweder Sie peppen sie mit grafischen Elementen auf oder Sie verwenden ein Balkendiagramm. Außerdem benötigen Sie bei Kreis- Diagrammen oder der Variante Tachometer Diagramm mehr Platz zur Darstellung des gleichen Sachverhaltes, wie bei einem Balken Diagramm.

basisdiagrammtypen
Die Basis Diagrammtypen

Bei nahezu allen Grafikprogrammen haben Sie die Möglichkeit, ein dreidimensionales Diagramm anstelle eines zweidimensionalen Dia­gramms zu verwenden. Das sieht nett aus, ist aber wegen des Anspruchs der sachlichen Vermittlung von Informationen und Botschaften nicht zu empfehlen. Durch die dritte Dimension wird die Betrachter Perspektive verzerrt, was dem Betrachter zusätzliche In­terpretationsleistungen abverlangt.

Werden uns dreidimensionale Diagramme im Rahmen von Pro­jek­ten vorgelegt, vermuten wir dahinter meistens Vertuschungs- oder Verschlei­e­rungsaktionen und sehen uns die Zahlen erst recht sehr genau an. Verzichten Sie also auf die dritte Dimension, auch wenn es nett aussieht oder verlangt wird.

Wahrnehmung von Formen

Das menschliche Gehirn reagiert u.a. auf die Informationen, die über die Sehnerven vermittelt werden. Dabei reagieren spezialisierte Zellen, die auf runde Formen, rechte Winkel oder auch komplexe Formen. Design wirkt auf den ganzen Menschen an, in dem es Gefühle und Handlungen auslöst.

Eine Eigenart der menschlichen Wahrnehmung ist das Sehen in Gestalten. Gestalten werden in der Wahrnehmung auf das Wesentliche reduziert und das ist deren innere Struktur, bzw. das Strukturgerüst. Und Gestalten bestehen aus Strichen, rechteckigen und runden Formen. Man kann das an Kinderzeichnungen von Menschen erkennen, die nur aus Strichen und einem Kreis für den Kopf bestehen.

Warum ist das wichtig?

Diese Form der Wahrnehmung findet sich auch in Tabellen und Diagrammen wieder, die aus Strichen/Linien, Rechtecken und Kreisen sowie Punkten (Buchstaben/Zahlen) bestehen.

  • Ein Rechteck besteht aus vier rechtwinkligen Linien, ist eher statisch und grenzt eine Fläche ab.
  • Eine Linie hat einen Anfang und ein Ende, wirkt meist als Begrenzung.
  • Ein Kreis eine geschlossene Form, die etwas einschließt, etwas umfasst. Allerdings ist jeder Punkt auf der Kreislinie gleich weit weg vom Mittelpunt, dadurch wirkt ein Kreis ausgeglichen.

Werden diese Grundformen miteinander kombiniert, entsteht eine neue geometrische Form der 2. Ordnung. Dies geschieht besonders bei Diagrammen, bei der Kombination der Datenreihen, mit den Achsen und dem Diagrammhintergrund. Werden hier Farben nicht kontrastreich eingesetzt, führt das zu Irritationen beim Empfänger.

Denn das Betonen der falschen Ele­mente verunsichert den Betrachter bezüglich der Bedeutung der verschie­denen Diagrammelemente. Betrachten Sie dazu das nächste Extrembeispiel zum Thema Vordergrund/Hintergrund. Welcher Teil in der Grafik ist das Diagramm?

Flächen hinterlassen einen stärkeren optischen Eindruck als Linien oder Punkte. Daher entfalten z.B. Diagrammtypen, die aus Flächen bestehen, eine stärkere optische Wirkung als Liniendiagramme.

Mehr zu diesem Thema und was Sie noch bei der Auswahl geeigneter Diagrammtypen beachten sollten, erfahren Sie im Seminar Professionelle Reports gestalten.

Außerdem diskutieren und optimieren wir im Chart des Monats Diagramme, die uns aufgefallen sind.

Ist das ein Vordergrund oder ein Hintergrund?

Mehr dazu finden Sie hier:

Controllingberichte professionell gestalten, Diagramme, Reporting, Data Storytelling
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